lehrtafel

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  Im Jahre 1766 veröffentlichte Friedrich Christian Ritter, ein Buchhändler
aus Hamburg, folgende Ankündigung:

     
  Friedrich Christian Ritter, Buchhändler in Hamburg, wohnhaft hinter der Bleichen, machte den 18ten Januar 1766 durch ein Avertissement bekannt, daß er dieses höchst seltene Manuskript auf Pränumeration, die ihm die Liebhaber freiwillig auf 2 Louis d’or gesetzt, in Kupfer stechen und 100 Exemplare davon abdrucken lassen wollte, wobey das allerächteste, accurateste und zuvor noch nie so vollständig gesehene Original-Exemplar beym Kupferstecher zum Abdruck gebraucht werden sollte. Ob es aber herauskommen, werden die vom goldnen Geschlecht am besten wissen; doch will ich eine kleine Abschilderung davon hersetzen:
Es besteht aus 40 illuminirten Kupfertafeln nebst dem dazu gehörigen Text, und die Kupfer selbst sind in folgender Ordnung gesetzt:
Fig. 1. Der Kupfertitel, eine geheime Figur mit den Signaturen der Rosenkreuzer.
Fig. 2. Die heilige Dreyfaltigkeit, magisch, cabalistisch und theosophisch
vorgestellet.
Fig. 3. Eine Figur mit der Ueberschrift Mysterium Magnum, studium universale, wo in deren Mitte eine philosophische Kugel, in deren Centro
das Portrait des Heilandes, in einer Ovalfigur mit dem Signo Mundi in der Hand vorgestellet ist, von zweenen Engeln getragen. Ferner zur Rechten ein doppelter güldener Adler mit der Sonnen, und zur Seite ein glänzender Signatstern, die rothe Tinktur vorstellend. Zur linken Seite ein doppelter silberner Adler mit dem Monde, und zur Seiten die weiße Tinktur. Unten ist das güldene Ordenskreuz der Rosenkreuzer, umgeben mit den Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe, Geduld, insgesammt
mit einem Bande zusammengefüget, um als ein Ordenszeichen auf der Brust zu tragen, nebst vieler Beyschrift.
Fig. 4. Eine geheime Figur von dem Anfange und den Eigenschaften der 4 Elemente.
Fig. 5. Eine kabalistische und philosophische Figur von der Wunderzahl 3.
Fig. 6. Eine philosophische und theoretische Figur von der Wunderzahl 4.
Fig. 7. Das theologische Licht, oder eine fünffache Vorstellung von Gott und den Menschen.
Fig. 8. Dreyfache Figur von den drey Welten, drey Sonnen, und dreymal
7 Planeten in der Welt.
Fig. 9. Eine kabalistische, theosophische und philosophische Figur, das göttliche und natürliche Licht, in der Vorstellung eines doppelten Leuchters, mit vieler Beischrift.
Fig. 10. Eine dreyfache Figur, die unerschaffene Ewigkeit und unerschaffene
primum mobile, das erschaffene endliche primum mobile, wie auch die elementische Welt vorstellend.
Fig. 11. Figura cabalistica, von der Wunderzahl 1. 2. 3. 4. und den philosophischen Farben, wie auch von dem geheimen Feuer.
Fig. 12. Figura cabalistica, vorstellend den rechten Grund der Wunderzahl
1. 2. 3. 4.
Fig. 13. Eine dergleichen de septenarii Mysteriis.
Fig. 14. Stellet die geheime Kreuzrose der Rosenkreuzer als die beste Auslegung der heiligen Schrift vor.
Fig. 15 und 16. Figura cabalistica, stellet vor den theoretischen und praktischen Teil aller Geheimnisse, welche in der 7ten Zahl verborgen liegen, und in der Figur eines runden doppelten Spiegels.
Fig. 17. Stellet in einem geheimnisvollen Kreuzzeichen mit Signat-
sternen die Ewigkeit vor, wie sie Natur und Zeit wird, mit vieler Beischrift.
Fig. 18. Das mit 7 Siegeln versiegelte Buch Apocal.
Fig. 19. Das eröffnete Buch mit seinen 7 Siegeln, nebst der Erklärung der Zahl 666.
Fig. 20. Figura Theosoph-Cabal-Mag-Philosoph-et Chymica, welche das philosophische und chymische Werk in Bildern und Farben vorstellet; in der Figur eines Pokals, die Weisheit daraus zu trinken.
Fig. 21. Die Sophia, oder die himmlische und irdische Eva, als die Mutter aller Creaturen. Unter der Figur ein geheimes Siegel, dessen Abdruck stellet in 25 Figuren die ganze philosophische Arbeit mit allen Farben und geheimen Wörtern, deren sich die Philosophen bedienen, vor, mit der Umschrift: Videamini Collegium ad spiritum sanctum, zur Seite: sub umbra alarum tuarum P. F. Consummatum est; unten stehet:
O Harpocrates diesesmal und nicht mehr.
Fig. 22. Scala philosophorum cabalistica, magica, atque arbor aurea de quinarii numeri quaternarie, Quinarii, Septenarii, oder die catena aurea.
Fig. 23. Vierfacher Spiegel von dem Grunde der Natur.
Fig. 24. Eine geheime Figur des göttlichen und natürlichen Wesens, in der Vorstellung eines Brustschildleins, nebst dem trifolio philosophorum.
Fig. 25. Eine philosophisch, theosophisch und chymische Figur, von den 3 principiis und 3 Reichen, dem animal-, vegetabil- und mineralischen.
Fig. 26. Figürliche Bildung wie in dieser Welt dreyerlei Welten in einander,
nehmlich wie in dieser irdischen Sonnenwelt auch die himmlische und höllische Welt ihre Wirkung haben.
Fig. 27. Des Lichts und der Finsterniß principium, vorgestellet durch die 7 Planeten.
Fig. 28. Die Principia Gottes in der äußeren Welt.
Fig. 29. Abbildung des menschlichen Herzen, von der alten und neuen Creatur.
Fig. 30. 9 Figuren von dem göttlichen Wesen.
Fig. 31. Der philosophische Himmel, oder Tafel von der niedern Astronomie, welche kein Philosoph entbehren kann.
Fig. 32. Der Baum der Erkenntniß Gutes und Böses, wovon die Wurzel aus 3 Welten entspringet, oder studium universale.
Fig. 33. Poculus pansophicus.
Fig. 34. Mensa coniunctionis et transmutationis metallorum, nebst dem imagine 12. figur. coelest. figura hominis, 7 planetas continens.
Fig. 35. Homo microcosmus, nebst 4 anderen Figuren.
Fig. 36. Die multiplication der Tinktur unter dem Bilde des neuen Jerusalems.
Fig. 37. Theosoph-, Philosoph- und chymische Figuren der Rosenkreuzer, von 4 Elementen,
nebst denen 3 principiis, ferner das heilige Feuer, brennende Herz sphaerae sapientiae, und das Kreuz.
Fig. 38. Tabula universalis Theosophiae mystica et cabalistica Christianismi catholici; eine besondere tiefsinnige Figur.
Fig. 39. 12 Tafeln, worauf die 12 Apostel nach denen 12 Edelgesteinen Apocalyps. 21. vorgestellet sind.
Fig. 40. Eine kurze Rede von der Philosophie und höchsten Wesen, worin das große Arkanum vorgestellet wird.

Ein jeder kann leicht erachten, dass ich nicht im Stande seyn könne, von diesem Wunderbuche eine solche Beschreibung nach allen zergliederten Umständen zu liefern, als man wohl bey anderen Büchern zu geben pflegt, weil hiezu eine tiefe Einsicht in die darinnen beschriebenen Geheimnisse voraus gesetzet wird. Ich habe also mehr den Schatten als das wahre Bild selbst dieses höchst seltenen Manuskripts entworfen. Diesen einzigen Umstand halte noch vor nötig hinzu zu fügen, daß die Figuren, von den besten Meistern in Kupfer gestochen, auf Royal-Papier, auch mit neuen Lettern abgedruckt, und nach den Farben der Natur und der hermetischen Philosophie aufs sauberste illuminieret werden, und das Werk innerhalb 1. Jahr fertig werden soll.1
 
     

Die Realisierung dieses Vorhabens innerhalb eines Jahres scheint auf verschiedene Schwierigkeiten gestoßen zu sein; aus 40 geplanten Kupfertafeln wurden eine Kupfertafel (Tafel 25), die restlichen sind Holzstiche. Die Tafeln erschienen auch nicht nach einem Jahr (1767) als ein Band, sondern in drei Heften: Heft 1: 1785, Heft 2: 1788; auf dem Titelblatt von Heft 3 fehlt das Erscheinungsjahr. Und sie erschienen jeweils mit Einleitungstexten, die im ursprünglichen Editionsplan nicht vorgesehen waren.
Sie erschienen dann auch nicht bei Buchhändler Ritter, sondern «Gedruckt und verlegt von J. D. A. Eckhardt, in Commission in der Heroldschen Buchhandlung in Hamburg (laut Titelblatt von Heft 1), auf dem Titelblatt von Heft 2 fehlt der Zusatz «in Commission in der Heroldschen Buchhandlung in Hamburg», dafür erhält Eckhardt den Zusatz «Königl. Dän. privil. Buchdrucker»; das Titelblatt von Heft 3 führt keinen Verleger mehr auf.

Den ursprünglichen Editionsplan wiederherzustellen bzw. ihn zum erstenmal überhaupt «ans Licht der Welt zu stellen» versucht diese Ausgabe anhand der Ritter’schen Ankündigung. Dies gelingt eindeutig bei 29 Tafeln, nicht eindeutig bei einer Tafel (Fig. 14). Den Texten, die die geplanten Tafeln 2, 28, 31, 34 – 40 beschreiben, ist keine der gedruckten Tafeln zuzuordnen. Dafür erschienen 9 weitere Tafeln, denen wiederum kein Text von Ritter zuzuordnen ist.2

Vergleicht man die geplante Reihenfolge der Tafeln mit der tatsächlich erschienenen Verteilung in den drei Heften, ergibt sich folgende Verteilung der Tafeln aus den drei Heften:
Tafel 1 (Titelblatt): aus Heft 3 (Tafel 2 nicht zuzuordnen)
Tafel 3 – 6: aus Heft 1
Tafel 7 und 8: aus Heft 3
Tafel 9 – 11: aus Heft 2
Tafel 12 – 14: aus Heft 1
Tafel 15 und 16: aus Heft 2
Tafel 17: aus Heft 1
Tafel 18 und 19: aus Heft 2
Tafel 20: aus Heft 1
Tafel 21: aus Heft 2
Tafel 22: aus Heft 1
Tafel 23: aus Heft 3
Tafel 24: aus Heft 2
Tafel 25: aus Heft 1
Tafel 26 und 27: aus Heft 3 (Tafel 28 nicht zuzuordnen)
Tafel 29 und 30: aus Heft 3 (Tafel 31 nicht zuzuordnen)
Tafel 32 und 33: aus Heft 3 (Tafel 34 – 40 nicht zuzuordnen)

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass an der Herstellung der Druckplatten gleichzeitig mehrere Menschen gearbeitet haben und dass das erste Heft gedruckt wurde, als die ersten 13 Tafeln fertig waren, 19 Jahre nach der Ankündigung von Ritter im Jahre 1766.

Erschwerend kommt hinzu, dass in allen Originalheften, die ich einsehen konnte, zwar immer die gleichen Tafeln in den jeweiligen Heften waren, aber nie in derselben Reihenfolge. Die Tafeln wurden einzeln gedruckt, Unachtsamkeit beim Buchbinden oder der bewusste Wunsch des Besitzers führte zu immer individuellen Reihenfolgen. Auch die Einleitungstexte stehen manchmal am Ende der Hefte.

Aus der Beschreibung von Tafel 1 ergibt sich, dass in manchen bisher erschienenen Nachdrucken die Titelblätter verwechselt wurden: Das Titelblatt des ABC-Büchleins, das in den Nachdrucken Heft 3 zugeordnet wird, ist das Titelblatt für das gesamte Werk. Das eigentliche Titelblatt von Heft 3 erscheint in keinem Nachdruck, wohl weil Heft 3 sehr selten ist. In vorliegendem Nachdruck wird dieses Titelblatt zum ersten Mal wieder veröffentlicht.

Bereits vor 1785 erschienen verschiedene Tafeln und Texte, unter anderem 1621 der Einleitungstext des ersten Heftes von Henricus Madathanus Theosophus3 in «Aureum Seculum Redivivum» sowie in «Physica, Metaphysica, Hyperphysica» (um 1775) und in «Mysterium magnum Studium Universale» (1749).4

Die Kolorierung der Tafeln dient dem Verständnis – das wird sofort deutlich, wenn man sich eine Ausgabe anschaut, die nicht koloriert ist; eine solche befindet sich in der Bibliotheca Philosophica Hermetica in Amsterdam.
Tafel 4 zeigt die grundsätzliche Farbverwendung, die sich in vielen Tafeln wiederfindet: Rot für das Feurige, Blau für das Erdige, Grün für das Wässrige und Gelb für das Luftige.
Allerdings zeigt sich im Vergleich der Kolorierungen verschiedener Originalhefte und besonders der Reprints, dass wohl aufgrund schlampiger oder «verständnisloser» Ausführung der Kolorierung zahlreiche «Farbvariationen» zu finden sind, es ist also eine gewisse Vorsicht geboten, Aussagen nur aufgrund der Farbigkeit zu treffen.

Als Reproduktionsvorlage für diese Ausgabe dienten für Heft 1 und 2 die Originalhefte aus dem Besitz der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart, für Heft 3 das Originalheft der Bibliotheca Philosophica Hermetica in Amsterdam.
Diese Ausgabe ist die erste vierfarbige Faksimile-Reproduktion, die die Kolorierung der Originaltafeln reproduziert und in Originalgröße wiedergibt. Die bisherigen Reprints in Originalgröße wurden von Hand nachkoloriert und reichen nicht an die Qualität der Originaltafeln heran.

1 Zitiert nach: Missiv an die hocherleuchtete Brüderschaft des Ordens des Goldenen und Rosenkreutzes, Leipzig 1783.
2 Siehe auch: Magic, Alchemy and Science, 2 Bände. Herausgegeben von Carlos Gilly und Cis van Heertum, erschienen 2002 in der Bibliotheca Philosophica Hermetica Amsterdam, Verlag Centor Di, ISBN 88-7038-420-9 für Band 1 und 88-7038-421-7 für Band 2.
Carlos Gilly kommt zu einer fast identischen Zuordnung der Tafeln, eine andere Zuordnung hat er nur bei den folgenden beiden Tafeln: Dem Ritter’schen Text zu Tafel 14 ordnet er keine Tafel zu, dem Text zu Tafel 27 eine andere Tafel.
3 Siehe Rudolf Steiner Gesamtausgabe, GA 130, S. 346, Ausgabe 31987. Siehe auch C.S. Picht, Hinricus Madathanus, in «Die Drei», Stuttgart 1927, 7. Jahrgang, Heft 4.
4 Siehe Anmerkung 2.